Gott sei Dank sitzt Bernd auf dem Klo Es war einer dieser Tage, an denen alles schiefzugehen schien. Der Himmel war von düsteren Wolken bedeckt, und es regnete in Strömen. Im kleinen Städtchen Hohenberg herrschte eine drückende Stimmung, die sich durch jede Gasse zog. Die Menschen hasteten mit gesenkten Köpfen und aufgespannten Regenschirmen vorbei, versuchten, den Tag zu überstehen. Bernd, ein unscheinbarer Mann in den Vierzigern, hatte an diesem Morgen verschlafen. Er sprang aus dem Bett, stolperte über seine eigenen Schuhe und rannte ins Badezimmer, um sich hastig fertigzumachen. Sein Job als Buchhalter in einer kleinen Firma war ihm zwar nicht besonders wichtig, aber er wollte auf keinen Fall zu spät kommen. Gerade als er sich fertig angezogen hatte, durchfuhr ihn ein stechender Schmerz im Bauch. "Nicht jetzt!" murmelte er und eilte zur Toilette. Kaum hatte er sich gesetzt, klingelte sein Telefon. Es war seine Chefin, Frau Müller, eine strenge Frau in den Fünfzigern. "Bernd, wir haben ein Problem. Der Server ist abgestürzt, und wir kommen nicht an die Daten. Du bist der Einzige, der das Backup gemacht hat. Wir brauchen dich sofort!" Bernd versprach, sich so schnell wie möglich auf den Weg zu machen, doch sein Magen rebellierte weiter. Er konnte nicht einfach aufstehen. "Gott sei Dank sitzt Bernd auf dem Klo", dachte er sich mit einem schiefen Grinsen, als er darüber nachdachte, wie absurd die Situation war. Währenddessen versammelte sich das Team in der Firma um die verzweifelte Frau Müller. Die Firma stand kurz vor einem großen Deal, und die Präsentation war auf dem Server gespeichert. Ohne diese Daten würde der potenzielle Kunde wohl abspringen. Die Minuten verstrichen, und die Anspannung wuchs. Bernd saß immer noch auf der Toilette, unfähig aufzustehen. Er griff zu seinem Handy und versuchte, die Situation aus der Ferne zu regeln. Mit zitternden Händen leitete er seine Kollegin Sabine durch den Prozess, das Backup zu finden und die Daten wiederherzustellen. Sabine war nervös, aber mit Bernds ruhiger Stimme in ihrem Ohr schaffte sie es, die Daten zu retten. Kaum war das geschafft, hörte Bernd einen lauten Knall. Blitz und Donner hatten direkt neben dem Haus eingeschlagen. Das Licht flackerte kurz, dann war es dunkel. Er lauschte, wie der Regen auf das Dach prasselte, und atmete tief durch. Zum Glück war das Backup schon wiederhergestellt, bevor der Strom ausfiel. Eine Stunde später war Bernd endlich wieder in der Lage, die Toilette zu verlassen. Mit einer Mischung aus Erleichterung und leichter Übelkeit machte er sich auf den Weg zur Arbeit. Als er ankam, wurde er von seinem Team mit Applaus empfangen. Die Präsentation war gerettet, und der Kunde beeindruckt. Frau Müller, sonst so streng und distanziert, lächelte ihn sogar an. "Bernd, ich weiß nicht, was wir ohne dich gemacht hätten. Du hast uns wirklich den Tag gerettet," sagte sie. Bernd zuckte mit den Schultern und grinste verlegen. "Gott sei Dank saß ich auf dem Klo," antwortete er, was für erstaunte Blicke sorgte. Dann erklärte er die Ereignisse des Morgens, und die Anspannung wich einem erleichterten Lachen. Der Tag endete, wie er begonnen hatte – mit Regen. Doch dieses Mal fühlte sich das Nass angenehm an, als ob es die Sorgen des Tages wegspülen würde. Bernd ging mit einem Lächeln nach Hause. Manchmal, so dachte er, braucht man einfach ein bisschen Glück – und vielleicht auch ein bisschen Pech zur richtigen Zeit.